Definition und Symptome: Wie lässt sich eine hypertensive Krise erkennen?


Steigt der Blutdruck ohne körperliche Belastung an und erreicht Blutdruckwerte von 220 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) zu 120 mmHg oder höher, sprechen Mediziner von einer hypertensiven Krise.1 Alternative Bezeichnungen sind beispielsweise hypertensive Entgleisung, Bluthochdruckkrise oder hypertone Krise.  

Eine solche Krise ist nicht immer leicht auszumachen. Vor allem bei Menschen, die schon seit längerer Zeit unter einem erhöhten Blutdruck leiden, sind die Symptome oft schwächer ausgeprägt. Zu den möglichen Beschwerden einer Hochdruckkrise gehören beispielsweise:

  • starkes Zittern 
  • Schwitzen 
  • Schwindelgefühl (bis zur Ohnmacht) 
  • gerötetes Gesicht
  • Nasenbluten 
  • Kopfschmerzen oder Druckgefühl im Kopf 
  • Übelkeit  
  • Erbrechen

Hinzu kommt, dass Angst und Nervosität im Falle einer hypertensiven Entgleisung den Blutdruck häufig noch weiter nach oben treiben. Wie lang eine hypertensive Krise dauert, kann variieren — jedoch sollte sich der Blutdruck nach 15 bis 30 Minuten wieder reduziert haben.2

Aha!

Als optimaler Blutdruck gilt ein systolischer Wert unter 120 mmHg und ein diastolischer Wert unter 80 mmHG (kurz „120 zu 80“).3 Optimal bedeutet in diesem Zusammenhang, dass bei jedem Menschen ab 18 Jahren mit dieser Blutdruck-Einstufung das Risiko für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen am geringsten ist.

Reduziert sich der Blutdruck in der Zeit nicht wesentlich und treten zusätzlich zu den bereits genannten Beschwerden noch weitere Symptome auf, besteht das Risiko, dass es sich um einen hypertensiven Notfall handelt. Hier ist umgehende notärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.  

Ein hypertensiver Notfall macht sich unter anderem wie folgt bemerkbar:

  • Brustschmerzen  
  • Engegefühl in der Brust (Angina pectoris
  • erschwerte Atmung (bis hin zur Atemnot
  • rasselnde Atemgeräusche 
  • Krampfanfälle 
  • Sehstörungen 
  • Verwirrtheit 
  • neurologische Ausfallerscheinungen (etwa Lähmungen) 

Durch den extrem hohen Blutdruck sind hier akute Schädigungen der Gefäße und Organe (hypertensive Organschäden) möglich — zum Beispiel des Herzens, des Gehirns, der Augen oder der Lunge). Daraus können unter anderem Schlaganfälle, Hirnblutungen oder Herzinfarkte entstehen und Betroffene müssen umgehend im Krankenhaus behandelt werden (Notdienst-Telefon: 112). Zur Erstversorgung bei einem hypertensiven Notfall gilt: 

  • bewahren Sie Ruhe  
  • nehmen Sie eine möglichst bequeme Position ein 
  • lagern Sie den Oberkörper hoch 

Verständigen Sie zudem — sofern möglich — eine angehörige Person, die Ihnen helfen und Ihnen zur Seite stehen kann, bis der Rettungswagen eintrifft.

Illustration: Notarzt rufen bei hypertensivem Notfall (Telefon: 112)

Ursachen: Wie entsteht eine hypertensive Krise?


Meist tritt eine hypertensive Krise bei Menschen auf, die schon seit längerer Zeit einen erhöhten Blutdruck haben. Vor allem dann, wenn nach langer Einnahme ein blutdrucksenkendes Medikament zu schnell und ohne ärztliche Anleitung abgesetzt wird oder wenn Betroffene beispielsweise unter übermäßigem Stress oder häufigen Angstzuständen leiden.

Nur selten kommt es auch bei Personen mit normalem Blutdruck zu einer hypertensiven Entgleisung. Gründe dafür können unter anderem sein: 

  • Nierenerkrankungen 
  • Durchblutungsstörungen 
  • hormonelle Fehlfunktionen (zum Beispiel der Schilddrüse) 
  • Alkoholentzug (bei Alkoholikern) 
  • Drogenmissbrauch 

Es gibt allerdings auch Fälle, bei denen kein nachvollziehbarer Grund zur Erklärung des plötzlichen Blutdruckanstiegs festgestellt werden kann. 

Unterschied: Primäre oder sekundäre Hypertonie (Bluthochdruck)? 

Erhöhter Blutdruck wird in der Medizin in eine primäre und sekundäre Form untergliedert. Die primäre Hypertonie hat keine bekannte Ursache und vor allem erbliche Faktoren oder Umwelteinflüsse spielen eine Rolle (wie starkes Übergewicht, Rauchen, hohes Alter, Stress, Bewegungs- oder Mineralstoffmangel).  

Für die sekundäre Hypertonie hingegen gibt es bekannte Ursachen. Meist liegen diese in Krankheiten (etwa des Herzens) oder hormonellen Störungen (zum Beispiel Schilddrüsenüberfunktion, Morbus Cushing) begründet. Auch die Verkalkung der Hauptschlagader (Aorta) oder eine Schwangerschaft können hinter einer sekundären Hypertonie stecken. 

Behandlung einer hypertensiven Krise


Beim Verdacht auf eine hypertensive Krise ist rasches Handeln wichtig, um einen hypertensiven Notfall mit Organschäden zu vermeiden. Mögliche Risiken eines solchen Notfalls sind beispielsweise: 

  • Schlaganfall 
  • Herzinfarkt  
  • Herzinsuffizienz 
  • Wassereinlagerung in der Lunge 
  • Hirnblutung 
  • Netzhautblutung 

Rufen Sie aus diesem Grund bei einem hypertensiven Notfall umgehend den Notruf (112).  

Sobald Betroffene in der Notaufnahme ankommen sind, verabreichen die Mediziner — nach einer eingehenden Untersuchung (zum Beispiel mittels Blutdruckmessung, Elektrokardiogramm (EKG), Computertomographie (CT) oder Urinanalyse) — in der Regel Medikamente zur Blutdrucksenkung (sogenannte Antihypertensiva). Üblicherweise injizieren Ärzte diese direkt in den Blutkreislauf, um so eine möglichst schnelle Wirkung zu erzielen. Je nach Art und Ausprägung der Organschädigung werden Betroffene zur weiteren Behandlung meist auf die Intensivstation des Klinikums gebracht. 

Neben der Behandlung des geschädigten Organs beziehungsweise der aufgetretenen Beschwerden ist das Ziel der Therapie, den Blutdruck kontrolliert wieder zu senken. Als grobe Faustregel wird eine Reduktion des Bluthochdrucks um 20 bis 25 Prozent in den ersten zwei bis drei Stunden vorgegeben.4 Eine zu schneller Abfall des Blutdrucks würde eine große Belastung für das Herz-Kreislauf-System darstellen. Zudem soll der Körper den Blutdruck baldmöglichst wieder eigenständig regulieren. 

Grundsätzlich gilt: Je früher auf die möglichen Anzeichen einer hypertensiven Krise (wie starkes Zittern, Schwindelgefühl, gerötetes Gesicht, Kopfschmerzen oder Übelkeit) reagiert wird, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem hypertensivem Notfall sowie den damit einhergehenden Schädigungen kommt.

Einer hypertensiven Krise vorbeugen — geht das?


Zur Vorbeugung von hypertensiven Krisen haben Betroffene von (chronisch) hohem Blutdruck verschiedene Möglichkeiten. Wichtig ist es vor allem, dass die vom Arzt verschriebene Medikation zur Regulierung des Blutdrucks regelmäßig eingenommen und nicht eigenständig abgesetzt wird. Außerdem ist es sinnvoll, eine dauerhafte Kontrolle der Blutdruckwerte vorzunehmen (beispielsweise mit einem Messgerät zuhause), um sich anbahnende Krisen rechtzeitig zu erkennen.

Zusätzlich bieten sich auch allgemeine Maßnahmen gegen einen zu hohen Blutdruck an, um so die Wahrscheinlichkeit für eine Blutdruckkrise zu verringern beziehungsweise hohen Blutdruck gar nicht erst entstehen zu lassen. 

Folgende Methoden sind hierfür zu nennen: 

  • gesunde, ausgewogene Ernährung mit möglichst wenig Salz 

Am besten Sie lassen sich zum Thema Bluthochdruck beziehungsweise Blutdruck senken von Ihrem Hausarzt beraten. Er kann Ihnen nicht nur wertvolle Tipps liefern, sondern gegebenenfalls auch blutdrucksenkende Medikamente verschreiben. 

Häufig gestellte Fragen zur hypertensiven Krise


Wann liegt eine hypertensive Krise vor?

Wenn der Blutdruck ohne direkte körperliche Belastung plötzlich ansteigt, sprechen Mediziner von einer hypertensiven Krise. Konkret liegt diese ab einem Blutdruckwert von 220 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) zu 120 mmHg oder höher vor.1 Die Krise kann sich auch zu einem hypertensiven Notfall entwickeln. Dabei kommt es zu einer Schädigung von Gefäßen, Organen und das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Hirnblutungen steigt. Beim Verdacht auf einen hypertensiven Notfall sollten Sie sofort den Notarzt rufen (Telefon: 112).

Welche Symptome treten bei einer hypertensiven Krise auf?

Die Symptome eine hypertensiven Krise sind als solche mitunter schwer zu identifizieren – insbesondere, wenn schon länger hoher Blutdruck vorherrscht. Achten Sie vor allem auf Beschwerden wie starkes Zittern, Schwitzen, Schwindelgefühle, gerötetes Gesicht, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen.

Welche Beschwerden weißen auf einen hypertensiven Notfall hin?

Ein hypertensiver Notfall macht sich meist dadurch bemerkbar, dass zu den Symptomen einer hypertensiven Krise noch Beschwerden wie Brustschmerzen, Engegefühl, erschwerte oder rasselnde Atmung, Krampfanfälle, Sehstörungen, Verwirrtheit oder neurologische Ausfälle (wie Lähmungen) hinzukommen. Es handelt sich hier um einen akuten Notfall (wählen Sie die 112).

Welche Ursachen stecken hinter einer hypertensiven Krise?

Häufig treten hypertensive Krisen dann auf, wenn blutdrucksenkende Medikamente plötzlich und ohne ärztliche Absprache abgesetzt werden, ein besonders hohes Stresslevel oder häufige Angstzustände vorliegen. Zudem können auch Krankheiten der Niere, hormonelle Fehlfunktionen (beispielsweise der Schilddrüse), Alkoholentzug oder Drogenmissbrauch ursächlich verantwortlich sein.

Kann einer Bluthochdruckkrise vorgebeugt werden?

Um zu vermeiden, dass hypertensive Krisen ausgelöst werden, sollten sämtliche blutdruckregulierenden Medikamente regelmäßig eingenommen und nicht selbständig abgesetzt werden. Zudem empfiehlt sich eine dauerhafte regelmäßige Kontrolle der Blutdruckwerte. Präventiv gegen die Entstehung von Bluthochdruck ist es sinnvoll, Übergewicht abzubauen, regelmäßig Sport zu treiben, sich ausgewogen und salzarm zu ernähren, Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten sowie Drogen zu vermeiden und Stress so gut es geht aus dem Alltag zu verbannen.

Auch interessant:

Jan Zimmermann Egal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus. Jan Zimmermann Medizinredakteur und Medienwissenschaftler kanyo® mehr erfahren
Pauline Zäh Bereits als Kind wusste Pauline Zäh, dass sie einmal Redakteurin werden wollte. Lesen und Schreiben waren schon immer ihre großen Leidenschaften. Während des Journalismus-Studiums spezialisierte sie sich im Bereich Medizin. Für sie ein besonders wichtiges Feld, denn Gesundheit geht jeden etwas an. Von 2019 bis 2021 war sie Teil von kanyo®. Pauline Zäh Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen