Häufig gestellte Fragen zum Schlaganfall (Apoplex)


Was ist ein Schlaganfall?

Bei einem Schlaganfall kommt es durch einen plötzlichen Gefäßverschluss oder eine Blutung im Gehirn zu einer lebensbedrohlichen Unterversorgung von Gehirn-Arealen.

Wie erkennen Sie einen Schlaganfall?

Ein Schlaganfall äußert sich in der Regel mit typischen Symptomen. Dazu gehören halbseitige Lähmungserscheinungen, ein herunterhängender Mundwinkel, undeutliches Sprechen sowie Gefühlsstörungen.

Wie können Sie einem Schlaganfall vorbeugen?

Bestimmte Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen, sollten Sie vermeiden. Dazu zählen insbesondere Rauchen und Alkohol, aber auch Übergewicht und Bewegungsmangel sowie Bluthochdruck.

Was sollten Sie tun, wenn jemand einen Schlaganfall hat?

Rufen Sie sofort den Notarzt unter der 112, denn jeder Hirnschlag ist ein Notfall. Leisten Sie dem Patienten anschließend erste Hilfe, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Wie ist die durchschnittliche Lebenserwartung nach einem Schlaganfall?

Jeder vierte Patient verstirbt infolge eines Hirnschlags. Von den Überlebenden trägt je ein Drittel keine, leichte oder schwere bleibende Schäden davon. Mediziner nennen das die 25-Prozent-Regel.10

Durch welche Symptome äußert sich ein Schlaganfall?


Den Schlaganfall, auch Hirnschlag genannt, kennen Ärzte unter der Bezeichnung Apoplex. Er ist durch typische Vorzeichen gekennzeichnet. Welche im Einzelfall auftreten, hängt von seiner Schwere ab und davon, welche Region des Gehirns betroffen ist. Klassische Symptome des Schlaganfalls sind:2

  • Halbseitenlähmung: Die sogenannte Hemiparese betrifft Arm und/oder Bein einer Körperhälfte und macht sich unter anderem durch Störungen der Feinmotorik, Ungeschicklichkeit und Stolpern bemerkbar.
  • faziale Parese: Dabei hängt der Mundwinkel einseitig charakteristisch nach unten. Zudem kann unkontrolliert Speichel aus dem Mund laufen.
  • Gefühlsstörung: Hemihypästhesie bezeichnet eine gestörte oder komplett fehlende Empfindung in einer Körperhälfte. Betroffene beschreiben das meist als pelziges Gefühl und verspüren dabei keine Schmerzen.
  • Gesichtsfeldausfall: Bei der Hemianopsie fühlen sich Patienten, als ob sie mit einer Scheuklappe sehen würden.
  • Sprachstörung: Die Aphasie beschreibt den plötzlichen Verlust der Sprache. Das kann sowohl das Verstehen als auch Ausdrücken von Worten beinhalten, das Produzieren sinnloser Inhalte (Wortsalat) ist ebenfalls typisch.
  • Sprechstörung: Eine plötzlich verwaschene, undeutliche oder unverständliche Sprechweise bezeichnen Mediziner als Dysarthrie.

Ebenfalls mögliche Vorzeichen eines Schlaganfalls sind kurzfristiges oder bleibendes Erblinden auf einem Auge (Amaurosis), das Sehen von Doppelbildern (Diplopie), Drehschwindel, Bewusstlosigkeit und sehr starke Kopfschmerzen.

Formen: Ischämischer oder hämorrhagischer Schlaganfall?


Mediziner unterscheiden hauptsächlich zwei Arten des Hirnschlags:1

  • ischämischer Schlaganfall: Bei dieser Form bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) im Gehirn. Das betroffene Gefäß verschließt sich und kann bestimmte Nervenzellen nicht mehr versorgen. Über 80 Prozent aller Schlaganfälle sind ischämischer Natur.3
  • hämorrhagischer Schlaganfall: Hier liegt eine Hirnblutung vor. Die Einblutung in das Gehirn wird in der Regel durch einen Sturz oder Unfall ausgelöst, aber auch Bluthochdruck oder blutverdünnende Medikamente sind als Ursache denkbar.

Vorbote für einen ernsteren Schlaganfall ist außerdem die transitorisch ischämische Attacke, kurz TIA. Die Symptome sind dabei die gleichen wie bei einem bleibenden Hirnschlag, allerdings bilden sich die Beschwerden hier von alleine wieder vollständig zurück. Betroffene sollten die TIA aber unbedingt als Warnschuss ansehen, denn das Risiko für einen ernsten Schlaganfall ist besonders in den ersten Tagen danach deutlich erhöht.4

Was ist ein stiller Schlaganfall?

Manchmal verursacht ein Hirnschlag keine der typischen Symptome oder diese sind so leicht, dass Betroffene sie verschlafen. Das ist meist der Fall, wenn eine Hirnregion betroffen ist, deren Ausfall sich nicht so stark bemerkbar macht.

Ein solcher stiller (auch stummer oder schleichender) Schlaganfall kommt etwa fünfmal so häufig vor wie die offensichtliche Variante.5 Die Diagnose erfolgt meist nur zufällig bei einer bildgebenden Untersuchung (wie einem CT).6

Ursachen und Risikofaktoren kennen – Schlaganfall vorbeugen!


Welches die möglichen Ursachen eines Schlaganfalls sind, hängt davon ab, um welche Art des Hirnschlags es sich handelt. So ist ein ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt) in der Regel durch eine Minder- oder Mangelblutung (Ischämie) ausgelöst. Dann passiert Folgendes:

  • Ein Blutgerinnsel bildet sich, meist im Herzen oder einer verkalkten Halsschlagader.
  • Mit dem Blutstrom wird das Gerinnsel ins Gehirn gespült.
  • Dieser Blutpfropf verschließt ein Hirngefäß.
  • Die betroffene Hirnregion ist nicht mehr (ausreichend) mit Blut und Sauerstoff versorgt.

Aber auch eine Arteriosklerose kann zu einer solchen Ischämie führen, wenn Ablagerungen an der Gefäßinnenwand es immer mehr verengen oder sogar ganz verschließen.
Bei einem hämorrhagischen Schlaganfall liegt eine Blutung im Gehirn vor. Neben Traumata wie Stürzen und Unfällen ist die häufigste Ursache Bluthochdruck. Aber auch andere Erkrankungen, Drogenmissbrauch oder angeborene Gefäßmissbildungen können dazu führen, dass ein Gefäß im Gehirn platzt und Blut ins Hirngewebe austritt (intrazerebrale Blutung). Passiert das zwischen den Hirnhäuten, sprechen Mediziner von einer Subarachnoidalblutung.

Weitere, seltene Ursachen eines Schlaganfalls

Vor allem bei jüngeren Patienten kommen noch weitere Ursachen infrage, wenn sie einen Schlaganfall erleiden. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Fett- und Luftembolien (Verschluss von Hirngefäßen durch eingedrungene Luft oder Fetttröpfchen)
  • angeborene Gerinnungsstörungen
  • Blutgerinnseln in den Venen

Ebenfalls denkbar ist die Vaskulitis, eine Entzündung der Gefäßwände, welche insbesondere bei Autoimmunkrankheiten auftritt. Zu ihnen gehören unter anderem Riesenzellarteriitis, Takayasu-Arteriitis, Morbus Behcet oder systemischer Lupus erythematodes.

Welche Risikofaktoren für einen Schlaganfall sollten Sie vermeiden?

Auf manche Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen, können Sie keinen Einfluss nehmen. Dazu zählt beispielsweise das Alter. Denn mit den Jahren nimmt auch die Gefahr eines Schlaganfalls zu: Die Hälfte der Betroffenen ist über 75.7

Männer haben außerdem ein deutlich höheres Hirnschlag-Risiko als Frauen.7 Da die Patientinnen den Schlaganfall jedoch meist in einem höheren Lebensalter erleiden, sind dessen Folgen bei ihnen oft schwerwiegender.

Die gute Nachricht: Es gibt jedoch auch Faktoren, die Sie mithilfe einer gesunden Lebensweise und einer entsprechenden ärztlichen Therapie durchaus beeinflussen können. Dazu gehören:

Auch Vorhofflimmern erhöht die Gefahr eines Schlaganfalls, vor allem, wenn weitere Herzerkrankungen hinzukommen – etwa die koronare Herzkrankheit (KHK) oder Herzschwäche.

Wie lässt sich einem Schlaganfall vorbeugen?

Vorsorge ist besser als Nachsorge! Am besten können Sie einen Schlaganfall deshalb vermeiden, indem Sie die Risikofaktoren ausschalten. Das heißt:

  • Essen Sie viel Obst und Gemüse.
  • Nehmen Sie Fett und Zucker nur in Maßen zu sich.
  • Verzichten Sie auf den Genuss von Alkohol und Nikotin.
  • Sorgen Sie für ausreichend Bewegung.
  • Vermeiden Sie Übergewicht.

Bei bestehenden Herz-Kreislauf-Problemen sollten Sie ebenfalls tätig werden. Ihr Arzt kann Sie beraten, mit welchen Mitteln Sie beispielsweise Blutdruck oder Cholesterinspiegel senken können.

Erste Hilfe, Behandlung und Reha nach einem Schlaganfall


Bei einem Hirnschlag gilt das Motto Time is Brain, also Zeit ist Hirn. Das heißt, es zählt jede Sekunde, denn sobald Gehirnzellen nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt oder durch den hohen Hirndruck verletzt werden, sterben sie schnell ab. In der Folge können ganze Hirnareale bleibende Schäden davontragen.

Studien zeigen, wie wichtig eine rasche ärztliche Hilfe ist: Erfolgt die Behandlung innerhalb von 3 bis 4 Stunden nach dem Schlaganfall, wird jeder 14. Patient so gut wie beschwerdefrei.8 Bei einer Therapie innerhalb von 1,5 bis 3 Stunden ist es bereits jeder 9. und bei einer Behandlung in den ersten 90 Minuten sogar jeder 4. bis 5.8

Erste Hilfe leisten

Was tun bei einem Schlaganfall?

Jeder Hirnschlag ist ein Notfall. Sollten Sie entsprechende Symptome bei einer Person in Ihrem Umfeld feststellen, rufen Sie deshalb sofort den Notarzt unter der 112.

Nachdem Sie den Notruf getätigt haben, gilt: Ruhe bewahren. Sofern der Betroffene noch ansprechbar ist, beruhigen Sie ihn und lagern Sie den Oberkörper erhöht. Öffnen Sie beengende Kleidungsstücke (wie Kragen oder Krawatte), um die Atmung zu erleichtern.

Wichtig: Geben Sie dem Patienten nichts zu essen oder trinken, da Beschwerden beim Schlucken zu Atemnot führen können!

Ist die Person bewusstlos, atmet aber noch, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage, mit der gelähmten Seite nach unten, und kontrollieren Sie Atmung und Puls. Können Sie keine Atmung mehr feststellen, drehen Sie den Patienten auf den Rücken und beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen (Herzdruckmassage und gegebenenfalls Mund-zu-Mund-Beatmung).

Schlaganfall – wie sieht die ärztliche Behandlung aus?

Ist die Ursache des Hirnschlags ein Blutgerinnsel, muss der behandelnde Arzt es entfernen. Das gelingt einerseits mithilfe der Lyse-Therapie: Durch eine Infusion gibt der Mediziner ein Medikament mit dem Wirkstoff rtPA (Thrombolytikum) in die Vene des Patienten, welches das Gerinnsel auflöst. Diese Behandlung ist aber nur innerhalb von 4,5 Stunden nach dem Schlaganfall möglich – danach überwiegen die Komplikationen des Eingriffs.9

Die Alternative ist eine operative Entfernung des Blutgerinnsels mittels Thrombektomie. Dabei schiebt der Facharzt über eine Arterie in der Leiste einen dünnen Katheter bis zum Gerinnsel im Gehirn vor, wo er es mit feinen Instrumenten entfernt. Bei der Thrombendarteriektomie (TEA) schält er dabei zudem einen Teil der Arterienwand mit aus.

Im Falle einer kleineren Hirnblutung genügt in der Regel Bettruhe. Der Patient muss alle Aktivitäten einstellen, die den Druck auf das Gehirn ansteigen lassen könnten. Zudem muss der Blutdruck kontinuierlich überwacht werden. Bei größeren Blutungen ist eine Operation notwendig, bei welcher der Arzt den Schädel öffnet und den Bluterguss entfernt (Hämatoevakuation).

Die Dauer des Krankenhausaufenthalts lässt sich nicht pauschal sagen, da sie stark vom Einzelfall abhängt.

Rehabilitation nach dem Schlaganfall

Anschließend folgt für den Patienten eine meist vier- bis sechswöchige stationäre Rehabilitation.10 Die wichtigsten Maßnahmen dabei sind:

  • Funktionseinschränkungen verringern, wie Lähmungen, Sprach-, Sprech- und Sehstörungen.
  • Wichtige Handgriffe üben (waschen, anziehen, kochen), damit die Person den Alltag auch mit dem betroffenen Arm wieder selbstständig meistern kann.
  • Lösungsstrategien erarbeiten für Bewegungsabläufe, die aufgrund einer Lähmung nicht mehr funktionieren.
  • Umgang mit Hilfsmitteln erlernen, etwa einem Gehstock oder Badewannenlift.

Wichtig ist es außerdem, der Person Mut zuzusprechen und ihr auch kleine Erfolge bewusst zu machen.

Folgen eines Schlaganfalls: Lebenserwartung und Prognose

Nach einem Schlaganfall ist für die meisten Betroffenen nichts mehr so wie vorher. Welche genauen Folgen eintreten, hängt von der Schwere der Hirnschädigung ab. Je größer das Blutgefäß, desto umfassender sind die Auswirkungen.

Wie ist die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall?

Hier gilt die sogenannte 25-Prozent-Regel: Etwa ein Viertel aller Hirnschlag-Patienten verstirbt. Je weitere 25 Prozent tragen entweder gar keine, nur leichte oder aber schwere Behinderungen davon.11

Jeder Fünfte überlebt die ersten vier Wochen nicht.10 Je älter der Betroffene, umso schlechter die Prognose.10 Auch nach einem Schlaganfall ist Vorbeugen wichtig, denn innerhalb von 10 Jahren erleiden circa 40 Prozent einen weiteren Hirnschlag.10 In den ersten sechs Monaten ist das Risiko noch höher.12

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Theresa Fröh Lesen und Schreiben konnte sie bereits vor der Einschulung – kein Wunder also, dass Theresa Fröh sich für ein sprachwissenschaftliches Studium entschied. Nach dem Abschluss als Übersetzerin entdeckte sie endlich auch das Schreiben und die Leidenschaft für medizinische Themen für sich. Seit 2020 kann sie beides bei ihrer Tätigkeit in der kanyo®-Redaktion vereinen. Theresa Fröh Medizinredakteurin und Konzepterin kanyo® mehr erfahren
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