So funktioniert unsere Durchblutung


Die Durchblutung bezeichnet ganz allgemein die Versorgung von Organen wie Lunge, Leber oder Gehirn mit Blut. Dafür ist in erster Linie unser Herz-Kreislauf-System verantwortlich – ein ausgeklügeltes Netzwerk von Blutgefäßen, die das Blut in verschiedene Bereiche unseres Körpers leiten und entweder

  • das sauerstoffreiche Blut vom Herzen wegtransportieren (Arterien) oder
  • sauerstoffarmes Blut wieder zurück transportieren (Venen).

„Herzstück“ des Ganzen ist hierbei das Herz, das den Kreislauf antreibt und stetig Blut durch die Blutgefäße pumpt – etwa 10.000 Liter pro Tag.2

Schaubild zeigt den Blutkreislauf: Die blauen Blutgefäße sind die Venen, die roten die Arterien.

Über die rechte Herzkammer gelangt das Blut zudem in den Lungenkreislauf (kleiner Kreislauf), wo es sich mit Sauerstoff anreichert. Anschließend wird es durch die linke Herzhälfte wieder in den Körperkreislauf gepumpt. Während es seinen Weg durch den Körper nimmt, gibt es den wertvollen Sauerstoff an verschiedene Organe ab und nimmt dafür Abfallstoffe des Stoffwechsels und Kohlendioxid auf. Schließlich gelangt das nun sauerstoffarme Blut wieder zurück zum Herzen – und der Kreislauf beginnt von neuem.

Deshalb ist eine gesunde Durchblutung wichtig


Die wichtigste Aufgabe des Blutes ist der Transport von Nährstoffen und Sauerstoff. Daneben erfüllt der Blutkreislauf jedoch noch weitere zentrale Funktionen:

  • Schutz von Fremdkörpern: Als Teil des Immunsystems spielt das Blut für die Abwehr von Krankheitserregern eine Rolle. So aktiviert das Blut bei „Gefahr” Zellen und Botenstoffe (beispielsweise Hormone).
  • Wärmeregulation: Durch die ständige Zirkulation des Blutes bleibt die Körperwärme stabil.
  • Wundheilung: Bei Verletzungen rücken die Blutplättchen (Thrombozyten) aus und tragen zur Blutgerinnung, also dem Verschließen der offenen Wunde, bei.

Der Blutfluss ist von verschiedenen Faktoren wie der Durchgängigkeit der versorgenden Gefäße, der Zähflüssigkeit (Viskosität) des Blutes und dem Blutdruck abhängig.

Wie entsteht eine Durchblutungsstörung?


Verschiedene Ursachen können die Durchblutung einschränken und zu einer akuten oder chronischen Beeinträchtigung von Organ- oder Gewebefunktionen sowie im schlimmsten Fall zu deren Schädigung führen. Mögliche Risikofaktoren sind:

  • Erkrankungen: Diabetes mellitus (eine Erkrankung, bei der der Blutzuckerspiegel krankhaft erhöht ist), Arteriosklerose (Arterienverkalkung) oder Bluthochdruck sind mögliche krankhafte Ursachen, wenn die Durchblutung in manchen Körperteilen gemindert ist. Zudem kann ein Blutgerinnsel eine Blutbahn verschließen (Thrombose) und den Blutfluss behindern.
  • Bewegungsmangel: Weil die Gliedmaßen sehr weit vom Herzen entfernt sind und das Blut vor allem in den Beinen gegen die Schwerkraft fließen muss, unterstützt in diesem Fall die Beinmuskulatur, die die Venen anregt und das Blut – ähnlich wie eine Creme in der Tube –nach oben drücken. Bei fehlender Bewegung, zum Beispiel nach langem Sitzen, müssen die Blutgefäße den Transport allein schaffen.
  • Alter: Mit dem Alter nimmt das Risiko für Durchblutungsstörungen zu. Das liegt daran, dass ältere Menschen im Schnitt häufiger an Arteriosklerose leiden, sich weniger bewegen und die Blutgefäße an Elastizität verlieren können.
  • Ernährung: Eine ungesunde und besonders fetthaltige Ernährung wirkt sich ebenfalls negativ auf die Durchblutung aus. Vor allem, wenn zu viel „schlechtes” Cholesterin (LDL) im Blut vorhanden ist und sich an den Gefäßwänden ablagert.
  • Rauchen: Das Einatmen von Zigarettenrauch bewirkt ein Zusammenziehen der winzigen Muskelfasern von Blutgefäßen, wodurch es zu einer Verengung und somit einer schlechteren Durchblutung kommt. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb Raucher häufiger kalte Hände haben.

Arteriosklerose: Zunehmende Verengung der Blutgefäße

Als Arteriosklerose bezeichnen Mediziner eine krankhafte Veränderung in den Gefäßwänden durch Ablagerungen von Kalk, Blutfetten oder Bindegewebe. Je nachdem, welche Arterien betroffen sind, sind unterschiedlichen Komplikationen – bis hin zu einem Herzinfarkt oder Schlafanfall – möglich.

Der Verlauf der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) in vier Phasen


Bei Engstellen in Beinarterien sprechen Ärzte von der sogenannten peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Betroffene verspüren meist schon nach kurzen Gehstrecken starke Schmerzen, die durch die Minderversorgung der Beinmuskeln mit Sauerstoff entstehen, und müssen eine Pause machen. Die pAVK wird deshalb ebenfalls als „Schaufensterkrankheit” bezeichnet.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) macht sich bei Betroffenen sehr schleichend bemerkbar. Der Verlauf kann in vier verschiedene Stadien unterteilt werden:3

  • Stadium I: Arterien sind verengt, Betroffene verspüren jedoch noch keine Beschwerden. Aber genau das ist das Tückische, denn bereits jetzt wäre es wichtig, mit der Behandlung zu beginnen.
  • Stadium II: Infolge der Arterien-Verengung in den Beinen verspüren Patienten in dieser Phase bereits nach kurzem Gehstrecken krampfartige Schmerzen in den Waden, Oberschenkeln oder Füßen.
  • Stadium III: Die Schmerzen treten nicht mehr nur beim Laufen, sondern auch im Ruhezustand auf.
  • Stadium IV: Wird die pAVK nicht behandelt, kann es infolge des Sauerstoffmangels zum Absterben von Gewebe kommen und offene Geschwüre heilen nicht mehr vollständig. Im schlimmsten Fall sind Amputationen von Gliedmaßen notwendig.

Gut zu wissen: PAVK ist eine fortschreitende Erkrankung: Auch wenn sie bisher nicht heilbar ist, kann sie bei rechtzeitigem Erkennen gut behandelt werden.

Anzeichen von Durchblutungsstörungen


Sicher jeder hat es schon einmal erlebt: Nach einer langen Busfahrt oder einem Flug fühlen sich die Beine schwer oder sogar taub an und sind druckempfindlich. Vor allem in den Füßen oder Händen treten die Symptome von Durchblutungsstörungen häufig auf. Typisch sind außerdem:

  • Blässe
  • Gefühl von Kälte
  • Kribbeln
  • Schmerzen bei Bewegung
  • schlechtere Wundheilung
  • „Wasser in den Beinen” (Ödeme)

Blutgefäße geben nicht nur Flüssigkeit und Nährstoffe ab, sondern nehmen diese normalerweise auch wieder auf und transportieren diese zurück in Richtung Herz. Sind die Muskeln über längere Zeit nicht aktiv, kann das Blut nicht mehr richtig nach oben gepumpt werden und es staut sich in den Beinen und Knöcheln, die anschwellen.

Neben den Armen und Beinen können ebenso andere Organe schlecht durchblutet werden, was dann noch viel schlimmere Folgen hat. Eine schlechte Durchblutung im Gehirn löst beispielsweise Migräneattacken, Schwindel oder Konzentrationsschwierigkeiten aus. Durchblutungsstörungen des Herzens können sich durch ein Engegefühl in der Brust bis hin zu Atemschwierigkeiten bemerkbar machen und schlimmstenfalls einen Herzinfarkt zur Folge haben.

Das Raynaud-Syndrom

In Europa leiden etwa fünf bis zwanzig Prozent der Bevölkerung (vor allem Frauen) am sogenannten Raynaud-Syndrom oder Weißfingerkrankheit. Das Blut entweicht plötzlich aus Fingern oder Zehen und kehrt meist nach wenigen Minuten wieder zurück. Selten kann dies aber auch über eine Stunde dauern.³ Dies führt jedoch in der Regel nicht zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, sondern wird höchstens als lästig empfunden. Die genaue Ursache für das Phänomen ist bisher noch nicht bekannt, ein „Anfall” wird jedoch vor allem von Stress oder Kälte ausgelöst.4 Auch wenn die Beschwerden meist harmlos sind, sollten Sie diese Symptome zur Sicherheit von einem Arzt abklären lassen.

Durchblutungsstörung: Diagnose und Behandlung beim Arzt


Da Durchblutungsstörungen ernste Komplikationen wie einen Herzinfarkt nach sich ziehen können, sollte bei Verdacht unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Neben dem Hausarzt sind Fachärzte für Angiologie, Kardiologie und Gefäßchirurgie die richtigen Ansprechpartner.

Einen ersten Hinweis geben dem Mediziner Aussehen und Temperatur der Haut – sie fühlt sich bei Durchblutungsstörungen oft kalt an und sieht blass aus. Ebenso ist das Messen von Puls und Blutdruck meist Bestandteil der Untersuchung. Darüber hinaus können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, eine Computertomografie (CT) oder ein Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) die Diagnose sichern und genauer eingrenzen, wo sich mögliche Arterien-Verengungen befinden.

Je nach Befund verschreibt der Mediziner in der Regel

  • blutverdünnende,
  • blutdrucksenkende oder
  • durchblutungsfördernde Medikamente.

Bei stark verengten oder verschlossenen Gefäßen ist manchmal eine Operation unumgänglich. Beispielsweise kann eine verengte Ader mit einem kleinen Ballon aufgedehnt werden („Ballonkatheter”). Bei blockierten Gefäßen führt der Arzt häufig eine sogenannter Bypass-Operation durch. Das bedeutet, dass er mithilfe einer anderen Vene oder einer Kunststoffprothese eine „Umgehungsstraße” schafft.

Tipps: So können Sie selbst Ihre Durchblutung fördern


Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, ist es wichtig, Risikofaktoren wie Rauchen zu meiden. Zusätzlich können Sie vorbeugend aktiv werden und einige Maßnahmen im Alltag beachten, um Ihre Durchblutung zu fördern. Wir haben die wichtigsten Tipps für Sie zusammengestellt:

1. Bewegung, Bewegung, Bewegung!

Mangelnde Bewegung ist der Hauptgrund für Durchblutungsstörungen: Auf der Arbeit vor dem Bildschirm oder abends auf dem Sofa – die meiste Zeit des Tages verbringen wir sitzend. Doch gerade das wirkt sich negativ auf unsere Durchblutung aus. Wer seinen Blutfluss auf natürliche Weise fördern möchte, sollte daher auf genügend Fitness im Alltag achten. Besonders empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Joggen oder Walken. Aber schon kleine Bewegungen sind hilfreich. Deshalb: Lieber mal im Büro direkt zum Kollegen gehen als eine E-Mail zu schreiben oder die Treppe statt des Aufzugs nehmen!

Übung für mehr Leichtigkeit in den Beinen

Stellen Sie sich auf die Zehenspitzen und rollen Sie Ihre Füße dann langsam ab, bis Sie fest mit den Fersen auf dem Boden stehen. Dies wiederholen Sie etwa zehnmal.

2. Gesunde Ernährung

Die Ernährung hat ebenfalls Einfluss auf unsere Durchblutung und unseren Blutdruck. Als positiv für Herz und Kreislauf hat sich vor allem eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und ungesättigten Fetten (wie Olivenöl) erwiesen. Fleisch- und Milchprodukte sind hingegen reich an gesättigten Fettsäuren und sollten nur in Maßen gegessen werden, da sie den Cholesterinspiegel und damit auch das Risiko für Arterienverkalkungen erhöhen.

Zudem gibt es einige Lebensmittel, die gut für unser Blut sind, und daher ruhig öfter auf den Speiseplan dürfen:

  • Tomaten: In dem Gelee, das die Kerne der roten Früchte umgeben, sind wasserlösliche Pflanzenstoffe (Phenole, Flavonoide) enthalten, die unsere Blutplättchen geschmeidig halten und einen gesunden Blutfluss unterstützen.
  • Fisch: Hering, Lachs, Makrelen und Co. sind sehr reich an Omega-3-Fettsäuren, die zur Reduzierung von Blutfettwerten und zu einer Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes beitragen. Von daher darf ruhig viel Fisch auf den Tisch!
  • Ingwer: Die Knolle, die vor allem bei Erkältungen oft als Hausmittel zum Einsatz kommt, soll die Durchblutung aktivieren und das Blut flüssig halten.
  • Cayenne-Pfeffer: Das Gewürz hat den Ruf, unseren Blutfluss zu stimulieren, und eignet sich als Geschmacksverstärker bei diversen Gerichten.

Zur ausgewogenen Ernährung gehört übrigens auch, viel zu trinken. Denn Wasser ist ein elementarer Bestandteil aller Stoffwechselprozesse und bei einem Flüssigkeitsmangel reagiert der Körper beispielsweise auch mit Kreislaufproblemen.

3. Wechselduschen und Wassertreten

Der Wechsel von kalt und warm hält nicht nur den Geist auf Trab, sondern ist für unsere Gesundheit gut. Regelmäßig angewandt stärken Wechselduschen das Herz-Kreislauf-System. Einen ähnlichen Effekt hat das Kneippen – eine Therapieform, bei der durch Wasseranwendungen wie das Treten in Kneipp-Becken die Durchblutung gefördert werden soll.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Weltgesundheitsorganisation: Q&As on hypertension. URL:
  • 2Menche, Nicole: Pflege Heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. München: Elsevier 62014. S. 362. http://www.who.int/features/qa/82/en/ - Stand 12.03.2018
  • 3Schwingenschlögl, Thomas/ Bienert, Karin: »Hypotonie – zu niedriger Blutdruck«. In: Gesundes Leben (2004) Nr. 18. S. 20-21.